30 Jahre Bolognia

Rolf Schneider äußert sich zur aus seiner Sicht gescheiterten Bologna-Reform, die dieses Jahr 30 Jahre wird, und immer noch nicht mit unserem Studium fertig ist. (Danke an die Fachschaftenvollversammlung, für diesen Hörtipp).

https://www.deutschlandfunkkultur.de/30-jahre-bologna-reformen-von-wegen-bildungsrepublik.1005.de.html

Auch an der Universität Tübingen sind die Umstellungen auf’s Bachelor-Master-System noch nicht komplett abgeschlossen. Und auch in den Gremien, die sich damit befassen, herrscht Unmut darüber. Ob wir einen Universitätsbetrieb, der möglichst kostengünstig Absolvent*innen auf den Arbeitsmarkt abgibt, lieber wollen als einen, in dem Menschen ‚zu lange‘ verbringen, zu viel lernen und mit zu viel Kontakt haben, ist letztlich eine ideologische Frage. Ich glaube, dass die Bolognareform einen Hunger nach Ordnung und Beherrschbarkeit stillt, der in eine offene, vielfältige und sich wandelnde Gesellschaft mehr schadet als nutzt. Ich verstehe aber auch, dass eine Universität sich einen offenen, breiten und vielfältigen Lehr-, Lern- und Wissenschaftsbetrieb kaum leisten kann, wenn sie ausschließlich nach Kennzahlen, Drittmitteln und Pressemeldungen handelt.

Eine Abschaffung der Bologna-Regelungen oder das kollektive Verweigern dieser würde die Universitäten nicht zurückversetzen in eine Zeit vor 30 Jahren. Wissenschaftsfeindlichkeit, Profitkultur und das Denken in Wirtschaftlichen statt Wissenschaftlichen Kategorien haben Universitäten nachhaltig verändert, auch abseits Bologna, auch weil sich unsere Gesellschaft in diese Richtung verändert hat. Mit guten Vorsätzen haben wir Freiheiten und Freiräume beseitigt, haben unsere Umwelt zerstört und statt auf Ideen und Menschen nur auf Zahlen geschaut.

Bildung braucht verschiedene Ansätze, braucht Austausch, braucht mehr als einfache Antworten, braucht Zeit. Vielleicht sollten wir uns die einfach nehmen.

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