Schlaflos, Jahresrückblick 2020

Nach 2018 und 2019 gib es auch 2020 einen Jahresrückblick…


„Außer Corona war doch dieses Jahr nicht viel.“  lächelt mich mein Gegenüber per Videochat an. 
„Klar, wir haben für ein Solidarsemester gestritten und gegen die Bildungskrise protestiert. Es gab für die tausenden Studis, die plötzlich ohne Einkommen da standen, eine ‚großzügige‘ Überbrückungshilfe von bis zu 500 Euro. Das war weniger ein Hilfeangebot als ein Mittelfinger. Und die Uni entschied sich spontan und ohne richtigen Plan im Sommer und im Winter gegen Präsenzunterricht. Hätten die Lehrenden und Studierenden hier nicht übermäßig sich eingebracht wäre das ganze einfach gescheitert. Und….“ 

„Aber sonst saßen wir nur zuhause.“  unterbricht mich das breite Lächeln. 
„Ja, glaube schon.“ erwidere ich. 

Wir reden über irgendwas und abends im Bett liege ich wach. 

––– RCDS und LHG beteiligten sich mit Boris Palmer an der müßigen ‚Debatte‘ über Meinungsfreiheit und angebliche Cancel Culture. (vgl., vgl. ). Davor hatten Rechte ein satirisches Lied für wochenlange Hetze gegen den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk genutzt. In der Corona-Krise waren die selben Alten plötzlich ‚in einem halben Jahr sowieso tot‚.  
––– Das Sterben an der Außengrenze der EU geht weiter. Das Lager in Moria brennt. Politiker faseln von Grundrechten, während wir Menschen verrecken lassen. Genug Häuser stehen leer. Die Mittel sind da.  (vgl.)
––– Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe oder (imaginierten) Herkunft ermordet,  bedroht und auf Todeslisten geschrieben. Im Februar ermordet ein rechter Terrorist in Hanau 10 Menschen. Durch Tübingen und zahlreiche andere Städte demonstrieren Menschen lautstark ihre Solidarität und Zusammenhalt. Endlich kommt die Debatte über Rassismus in der Polizei und Wissenschaft, die Notwendigkeit einer Dekolonialisierung außerhalb von migrantischen Communites an. Immer wieder tauchen rechte Chatgruppen auf, aber das eigentliche Problem sieht der Innenminister bei einem satirischen Artikel. Weiter sterben Menschen durch Polizei, Staat und Rassismus.  

[Unruhig wälze ich mich hin und her. War denn nichts gut?]

— Nachdem die Beuth Hochschule nicht mehr nach einem Antisemiten benannt sein will (vgl.), gibt es seitens des Studierendenrats den Beschluss, die bestenende Benennung unserer Universität nach Eberhard im Bart und Karl Eugen abzulehnen. (vgl.
— Der StuRa führt mit Notlagenstipendium und günstigerem Carsharing weitere soziale Angebote ein. 
— Beim SWT-Umweltpreis setzt sich das Bündnis für eine veganere Mensa durch. Die breite Unterstützung zeigt, wie notwendig weitere ökosoziale Änderungen beim StuWe sind. 
— Die Vernünftigen besetzen Kohle-Infrastruktur und Bäume, gehen auf die Straße, versuchen einen Systemwandel zu bewirken, die anderen schauen hoffnungslos und desinteressiert die Fernsehbilder einer kommenden Apokalypse (z.B. Brände in Kalifornien).  
––– Ein FDP-Kandidat ließ sich zum Ministerpräsidenten von Thüringen wählen, und zwar durch die AfD. Der bundesweite Aufschrei ließ auch in Tübingen Menschen demonstrieren.  ?
––– Studentische Verbindungen machten Schlagzeilen, z.B. als in Heidelberg bei der Burschenschaft Normannia ein Gast wegen seiner jüdischen Vorfahren mit Münzen beworfen und mit Gürteln verprügelt worden sei. (vgl.). In Tübingen feierte die Arminia Ernst Jünger (vgl.), die Wingolf wirbt fürs Abtreibungsverbot (vgl.) und auf dem Haus der Germania feiert ein AfD-Funktionär Geburtstag.(vgl.)
––– An der Fernuni Hagen wechselte ein AStA-Vertreter der LHG zur AfD. (vgl.) Im Vorjahr waren bei der LHG Frankfurt Zitate aus SS-Liedern aufgetaucht (vgl.). 
— Der Antifa-AK an der Uni Köln wird länger durch die Boulevard-Presse getrieben. (vgl.). Der RCDS benutzt die Kampagne, um politische Bildungsprojekte an Hochschulen zu delegitimieren. Dabei wurde bspw. der Kölner Antifa-AK gegründet, als die Neo-Nazi-Verbindungen eines RCDS-Mitglieds und Studivertreters bekannt wurden. 
––– Die Ökonomisierung von Bildung fordert weitere Opfer. Die Exzellenzinitiative und zusätzliche Sparzwänge führen zum Einstampfen ganzer Bereiche, wie z.B. ein geisteswissenschaftliches Kolleg in Göttingen. (vgl.
— Bei Wohnprojekten, in denen auch Studierende leben, bricht die Polizeiwiederholt für Hausdurchsuchungen ein, bspw. in der Lu15. Tübinger*innen zeigen sich mit Demonstrationen solidarisch. (vgl.
—  Die Proteste von Fridays for future gehen – mit Abstand und Maske – weiter.  
— Sexismus im StuRa. (vgl.

[…]

Aber 2021 wird ganz anders. Wenn wir anpacken.


Hinweis: Dieser Jahresrückblick wurde von Aktivis der GHG geschrieben. Er wurde jedoch bei keinem Treffen abgestimmt. Die Meinungen hier spiegeln daher nicht unbedingt die gesamte GHG wieder.

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