Auf Anfrage eines studentischen Mediums beantworteten wir die unten stehenden Fragen. Folgende Antworten haben wir nach gemeinsamen Schreiben in einem Pad und Diskussion in der Sitzung an das Medium gesendet. Sie wurden in unserer Sitzung vom 22. Juni 2022 abgestimmt. Sie sind hier für unser Archiv dokumentiert.
Hallo zusammen,
wir vom [Name des Mediums] begleiten die anstehenden Wahlen zum Studierendenrat journalistisch und möchten unseren Leser*innen einen Überblick über die Meinungen und Positionen der verschiedenen Hochschulgruppen zu aktuellen Themen verschaffen.
Dafür haben wir einen Fragenkatalog erstellt, welcher an alle kandidierenden Hochschulgruppen geschickt wird. Die Antworten der verschiedenen Gruppen werden anschließend gebündelt auf den Onlinekanälen der [Name des Mediums] veröffentlicht.
Wir möchten euch bitten, innerhalb der nächsten Woche (also bis zum 22.06.2022) in kurzen Beiträgen (ca. 5 Sätze pro Frage) zu den Fragen Stellung zu nehmen. Schickt uns eure Stellungnahmen einfach als Antwort auf diese E-Mail.
Fragenkatalog:
* Was sind eure konkreten Forderungen hinsichtlich eines Uni-Alltags nach Corona?
* Wie steht ihr zur Umbenennung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen?
* Nach welchen Kriterien sollte der StuRa eurer Meinung nach Gelder vergeben?
* Was wollt ihr tun, um die Hochschulpolitik wieder populärer zu machen?
* Welche weiteren Anliegen und Projekte sind euch wichtig?
Vielen Dank für eure Mithilfe und viele Grüße,
[Name und Resort]
Fragebogen für die Hochschulgruppen zur Gremienwahlen 2022
Was sind eure konkreten Forderungen hinsichtlich eines Uni-Alltags nach Corona?
Gegenüber den Lehrenden, die es sich immer noch zu einfach mit reiner Online-Lehre oder reiner Präsenzpflicht machen, fordern wir eine stärkere Rückbindung an die Interessen der Studierenden. Wir sehen, was plötzlich möglich war – Vorlesungsaufzeichnungen, keine Anwesenheitspflichten, Abkehr von Regelstudienzeit, digitaler Zugang zu Lerninhalten, kurz solidarische Lehre – und wie Professor*innen nun versuchen, das rückgängig zu machen.
Ansonsten braucht es selbstorganisierte Kulturangebote wie Clubhausfeste, Vorträge, Studium Generale und z.B. das Ract!festival, denn die Uni ist viel mehr als Module und Prüfungen.
Wie steht ihr zur Umbenennung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen?
Die Grüne Hochschulgruppe unterstützt die Umbenennung der Universität, da die Würdigung antisemitischer Grafen sowie despotischer Herzoge keinen Platz an einer freien und kritischen Universität haben sollte. Eine differenzierte Auseinandersetzung der Universität mit ihren Namensträgern findet (anders als behauptet) bisweilen nicht statt. Die Senatskommission zur Namensänderung begrüßen wir daher und hoffen, dass die schon seit langem formulierte Studierendenforderung diesen Juli umgesetzt wird.
Nach welchen Kriterien sollte der StuRa eurer Meinung nach Gelder vergeben?
Das Landeshochschulgesetz und die Landeshaushaltsordnung machen ausreichend enge Korridore für Geldervergabe auf, außerdem haben wir eine Finanz- und Haushaltordnung, die von uns überarbeitet und vereinfacht wurde. Wir wollen, dass Entscheidungen über Geldvergabe möglichst auf breite Füße gestellt werden – z.B. über Studentische Vollversammlungen, Beschlüsse durch offene Arbeitskreise oder die Stimmen aus den Fachschaften. Die herbeifantasierten Ausschlüsse von „Extremismus“, bei dem schon Klimaaktivist*innen unter Generalverdacht stehen, lehnen wir ab. Jeder Antrag verdient eine faire Diskussion in der Breite der Studierendenschaft.
Was wollt ihr tun, um die Hochschulpolitik wieder populärer zu machen?
Unmündigkeit ist geblieben, trotz alledem, und was wir machen können, ist aufzuklären und zu versuchen, das Bewusstsein wachzurütteln. Die Wahlbeteiligung ist ja leider gering, aber auch ein Spiegelbild der begrenzten Möglichkeiten der Verfassten Studierendenschaft. Wichtiger finden wir die sich zeigende Teilhabe in Arbeitskreisen, Vollversammlungen, Fachschaften, Gruppen und auch Protesten – auch weil unsere Exekutive, Mitarbeiter*innen und die Referent*innen beim Einstieg helfen. Allerdings machen wir uns auch keine Illusionen: Mit Bachelor-Master und Angst um den Lebenslauf im Rücken werden wenige den Ort, an dem sie sind, mitgestalten.
Welche weiteren Anliegen und Projekte sind euch wichtig?
Wie wäre es, wenn deine Universität ein Ort gelebter Ökologie, sozialer Gerechtigkeit, von Mitbestimmung, Queerfeminismus, Antifaschismus und Vielfältigkeit wäre? Diese Utopie wird von uns als zentrales Anliegen und Leitbild verstanden. Projekte wie eine DIY-Fahrradwerkstatt auf dem Campus, der Erhalt der Cafete im Clubhaus, eine kostenlose Abgabe von Menstruationsprodukten, die Unterstützung des Kompetenzzentrum für Nachhaltige Entwicklung und des Studium Oecologicums sind für uns Schritte auf dem Weg dorthin. Darüber hinaus hören wir nicht auf damit, uns für weitreichendere Forderungen stark zu machen: Die Reformation des BAföG-Systems, faire Löhne für studentische Beschäftigte, eine Ausfinanzierung der Uni ohne Drittmittel und den Umbau zu einer klimaneutralen Universität. Und das alles zusammen mit dir!