Uniwahlen 2023

Wer wir sind 

Wir als Grüne Hochschulgruppe (GHG) arbeiten auf allen Ebenen der Studierendenvertretung (Senat, Studierendenrat, Kommissionen, Arbeitskreise) und sind dabei in engem Austausch mit Fachschaften und Gruppen. Wir sind unabhängig von Parteipolitik – auch von Bündnis 90/Die Grünen. Unser Ziel ist, hochschulpolitische und linke Aktive aus unterschiedlichen Fächern und Zusammenhängen zusammenzubringen und zu verbinden. Unsere konkrete Utopie einer anderen Universität bringen wir in Arbeitskreisen, Bündnissen und Debatten ein – sie ist ökologisch, sozial gerecht, demokratisch, queerfeministisch, antifaschistisch, inklusiv, vielfältig und übernimmt Verantwortung für eine gerechtere Welt. Uns ist wichtig, auch außerhalb der Uni politisch aktiv zu sein, denn was unsere Uni betrifft, geht oft weiter über sie hinaus. 

Wir wollen die Studierendenvertretung als breite, hierarchiearme und demokratisch-organisierte Lobby nutzen. Auch wollen wir weiterhin eine freiwillige Zusammenarbeit aller Akteur*innen in- und außerhalb der Gremien der akademischen, studentischen und unabhängigen Selbstverwaltung stärken. 

Vielfalt 

Wir setzen uns ein für eine diskriminierungsfreie, inklusive und vielfältige Universität, in der queerfeindliches, antisemitisches, sexistisches oder rassistisches Verhalten nicht geduldet wird. Dafür unterstützen wir Anträge im Studierendenrat und im Senat, die sich mit diesen Themenfeldern kritisch auseinandersetzen – unsere Uni soll und muss ein diskriminierungsfreier Raum für alle sein! Es darf nicht bei Pride-Bekundungen bleiben, wir setzen uns ein für eine nachhaltige Veränderung der Strukturen, indem Angebote geschaffen werden und Solidarität gezeigt wird. 

Ein laufendes Projekt, an dem wir gemeinsam mit dem AK Gleichstellung arbeiten, ist das Anbringen von Spendern mit Menstruationsprodukten – auf allen Uni Toiletten. 

Teilhabe und Mitbestimmung 

Studentische Freiräume sind ein essentieller Bestand der universitären Strukturen – daher setzen wir uns für den Erhalt der Cafeterien in studentischer Hand ein. Neben Räumlichkeiten zum Lernen und für die freizeitliche Gestaltung bilden diese gleichzeitig auch Anlaufstellen für hochschulpolitische Fragen, Anliegen und Interessierte. Besonders auf der Morgenstelle, wo es bisher noch keine hochschulpolitischen Räumlichkeiten gibt, sehen wir diesen Aspekt als entscheidend an. Die Hürden für studentische Mitbestimmung müssen gering und der Zugang zu Hochschulpolitik niedrigschwellig sein, daher stehen wir für eine Orientierung an basisdemokratischen Strukturen. 

Gleichzeitig ist es uns ein Anliegen, dass benachteiligte Menschen mehr Partizipation an der Uni und in ihrem sozialen Umfeld wahrnehmen können. Wichtig ist dabei eine aktive Mitgestaltung der Studiengänge und des studentischen Lebens durch Studierende selbst – wir glaube, dass eine selbstbestimmtere Uni eine bessere Uni für alle ermöglicht. In unseren Entscheidungen binden wir uns daher zurück an Studierende und Fachschaften, um so die Meinung derer abbilden zu können, die von den jeweiligen Themen betroffen sind. Für uns ist daher eine enge Zusammenarbeit mit der FSVV wichtig, die wir auch zukünftig fortsetzen wollen und werden. 

Zwei konkrete Themen, für die wir uns in der Vergangenheit stark gemacht haben, sind das Notlagenstipendium und das elternunabhängige BAföG. 

Klimaneutralität 

Wir setzen uns ein für eine klimaneutrale Universität. Die Solarzellen auf universitären Gebäuden müssen dafür ausgebaut, der Sanierungsrückstand aufgeholt werden. Dafür hat die GHG bereits 2008 eine Solaranlage auf dem Dach der Mensa Morgenstelle initiiert und mitfinanziert. 

Wir wollen Proteste und Projekte für eine nachhaltige Zukunft auch weiterhin unterstützen. 

Außerdem engagieren wir uns gemeinsam mit anderen Gruppen im Bündnis StuVegan, das sich für ein breites veganes Angebot in den Mensen des Studierendenwerks einsetzt. 

Lehre und Bildung

Für eine unabhängige und freie Lehre braucht es wenig(er) Abhängigkeit von Drittmitteln und eine ausfinanzierte Lehre. Eine Universität, die sich auf Wettbewerb und kapitalistische Verwertbarkeit ausrichten muss, stellt die Freiheit von Wissenschaft in Frage. 

Wir wollen mehr politische Bildung in den Bereichen Klimaschutz, Umwelt, Antifaschismus und Feminismus fördern. 

Offener Brief zum Tod von Basiru Jallow

Wir unterstützen gemeinsam mit über 30 Initiativen den offenen Brief zum Tod von Basiru Jallow. Falls ihr unterschreiben möchtet und das noch nicht getan habt, kommt ihr über folgenden Link zu dem Brief: https://docs.google.com/document/d/138ifPrPAclGVkAtRDwR4vcof9DWvIwIzR1IB3Qxudd8/

Am Donnerstagnachmittag (23.03.) wurde der 23-jährige Basiru Jallow aus Gambia im Alten Botanischen Garten mit einem Messer schwer verletzt und verstarb kurze Zeit darauf im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. Wir sind erschüttert über diese grausame Tat. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gilt den Freund*innen und der Familie von Basiru Jallow. 

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer spekulierte unmittelbar nach  Bekanntwerden der Tat in einem Facebook-Post, dass es sich bei dem Tatort um den Treffpunkt der „offenen Drogenszene“ handle. Außerdem mutmaßte Palmer, dass es sich bei dem Opfer wahrscheinlich um einen Drogendealer handele, der in Konflikt mit einem Kunden geraten sei. Nach den Quellen für diese Vermutung gefragt, äußerte er sich folgendermaßen: “Ich kann logische Schlussfolgerungen auch dann ziehen, wenn es um Asylbewerber geht.” und “Mir genügt Ort, Zeit und Herkunft völlig, um zu wissen, was der Hintergrund ist.” Zudem veröffentlichte er auf seinem Facebook-Profil einen Auszug aus seinem 2017 erschienenen Buch “Wir können nicht allen helfen – Ein Grüner über Integration und die Grenzen der Belastbarkeit” und versuchte mit dem sechs Jahre alten Text seine Spekulationen zu untermauern und deutlich zu machen, dass er vermeintlich schon damals recht gehabt habe.

Palmers Reaktion auf den Tod des jungen Mannes löst bei vielen Tübinger*innen Wut und Entsetzen aus. In seinem Facebook-Kommentar bedient er sich zum wiederholten Male rassistischer Vorurteile und Stereotypen. Indem er das Tötungsdelikt mit illegalen Drogengeschäften und der Nationalität des Opfers verknüpft, verstärkt er Ressentiments gegenüber geflüchteten Menschen und trägt zur Spaltung der Stadtgesellschaft bei. Seine Aussagen sind verallgemeinernd, vorweggreifend und zum jetzigen Zeitpunkt weder durch Polizei noch Staatsanwaltschaft belegt. Unter seinen Facebook-Posts lässt er rassistische und rechtsradikale Aussagen zu und gibt Falschmeldungen eine Plattform. Kaum Worte verliert er hingegen über den mittlerweile gefassten mutmaßlichen Täter: einen 27-jährigen „hellhäutigen“ Mann. Denn eine solche Tat scheint nicht ins Weltbild des Tübinger Oberbürgermeisters zu passen. Damit schreibt er die Schuld des Täters dem Opfer zu. Das ist ein klassisches Beispiel für Opferbeschuldigung. 

Wir möchten betonen, dass Boris Palmer nicht das Recht für sich in Anspruch nehmen kann, für alle Tübinger*innen zu sprechen. Von einem Oberbürgermeister erwarten wir sachliche Statements, die wohlüberlegt sind. Deshalb fordern wir Boris Palmer auf, sich bei der Familie und den Freund*innen des Opfers zu entschuldigen. Eine angemessene Reaktion auf eine solche Tat wäre beispielsweise eine öffentliche Beileidsbekundung gegenüber den Angehörigen gewesen. Stattdessen fällt Boris Palmer immer wieder negativ durch eine einseitige und undifferenzierte Darstellung der Tatsachen und Sachzusammenhänge auf. Deswegen lehnen wir es ab, wie er den Körper des ermordeten Basiru Jallow für seine politische Agenda instrumentalisiert. Mit dieser Instrumentalisierung legitimiert er die Forderung nach Abschiebungen und einer verstärkten Überwachung, brandmarkt Gambier als Kriminelle und nennt es “Kriminalprävention”. Seine politische Selbstinszenierung und persönlichen Ressentiments verurteilen wir aufs Schärfste.