Stellungnahme der Tübinger Hochschulgruppen zur sogenannten „Bayreuther Erklärung“

In einer „Bayreuther Erklärung“ nahmen die Kanzlerinnen und Kanzler der deutschen Universitäten unlängst Stellung zur weitverbreiteten Befristungspraxis im Hochschulbereich. Dort sind im sogenannten „akademischen Mittelbau“ nach wie vor über 80% der Beschäftigten befristet angestellt, und von diesen hat etwa die Hälfte einen Vertrag mit einer Laufzeit von nur einem Jahr oder noch kürzer. Alle Versuche, dies in den letzten Jahren durch politischen Druck zu verändern, waren bisher ergebnislos.
Nun verteidigen die Uni-Kanzlerinnen und -Kanzler die bestehenden Zustände. Auf ihrer letzten Jahrestagung, die im September 2019 an der Universität Bayreuth stattfand, wurde ein Papier verabschiedet, das auf die besondere Rolle der Universitäten als „Qualifizierungssystem“ hinweist und dies als Rechtfertigung für befristete Beschäftigung versteht.

Wörtlich heißt es darin: „Universitäten leisten mit der akademischen Qualifizierung dringend benötigter Fachkräfte einen wichtigen Beitrag (…). Das Modell befristeter Qualifizierungsphasen in den unterschiedlichen Bildungsformaten der Universitäten ist eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass dieses gesellschaftliche Ziel weiterhin erreicht werden kann. (…) Der Aufgabenstellung der Universitäten folgend, ist es notwendig, dass die Zahl ihrer befristeten Beschäftigungsverhältnisse für wissenschaftliches Personal überwiegt.“

Wir weisen diese Sicht der Dinge mit Entschiedenheit zurück! Die Begründung für die Aufrechterhaltung prekärer Befristungsverhältnisse an deutschen Universitäten geht am Kern des Problems und an der Arbeitsrealität eines Großteils der Mittelbaulerinnen und Mittelbauler vorbei!

Natürlich ist es sinnvoll, Qualifikationsstellen zu befristen. Es hat in der Vergangenheit auch noch nie jemand die Entfristung von tausenden Doktorandinnen und Doktoranden gefordert. Und auch drittmittelfinanzierte Projektstellen lassen sich nicht ohne Weiteres entfristen. Es ist aber keineswegs logisch, dass der Qualifizierungsauftrag der Hochschulen zu Befristungsquoten von über 80% führt. Einen Qualifizierungsauftrag haben Hochschulen zunächst und vor allem gegenüber ihren Studierenden, und viele der Aufgaben in Forschung und Lehre, die von befristet Beschäftigten (z.B. befristeten Lehrdozenturen oder befristeten akademischen Ratsstellen) in diesem Zusammenhang übernommen werden, sind eindeutig Daueraufgaben, die durch dauerhafte Beschäftigung erfüllt werden können und sollen!

Es ist zudem unzumutbar, dass eine große Mehrheit der Postdocs gezwungen ist, sich jahrelang von Zeitvertrag zu Zeitvertrag zu hangeln. Viele wissen erst mit 40, ob aus der Unikarriere etwas wird oder nicht. Dabei erfüllen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Postdoc-Bereich elementare Aufgaben des Universitätsbetriebs. Regelmäßig übernehmen sie Personalverantwortung und betreuen Abschlussarbeiten. Es kann aus sachlichen Gründen einfach nicht angehen, sie mit Promovierenden in einen Topf zu werfen! Zurecht fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schon seit 2010 verlässliche Perspektiven im Postdoc-Bereich, und erst vor kurzem hat sich gegen den Befristungswahn an den deutschen Hochschulen die bundesweite Initiative „Frist ist Frust“ gegründet, an der sich neben den Einzelgewerkschaften GEW und ver.di und dem DGB zahlreiche weitere Gruppen beteiligen, so etwa das N2 – Network of Doctoral Researcher Networks, der Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) sowie der freie zusammenschluss der studierendenschaften (fzs e.V.).

Weil unter prekären Bedingungen keine gute Forschung und Lehre stattfinden können, u.a. weil erworbene Kompetenzen mit dem erzwungenen Weggang des Personals verloren gehen und keine langfristige Planung in der Lehre möglich ist, liegt eine Behebung der Befristungsmisere nämlich auch im Interesse der Studierenden und letztlich der gesamten Universität.

Wir rufen die Tübinger Universitätsleitung daher auf, sich von der Bayreuther Erklärung eindeutig zu distanzieren und sich für mehr Dauerbeschäftigung im Hochschulwesen einzusetzen.

Partizipation und Toleranz

Hier dokumentieren wir den Meinungsbeitrag eines unserer Aktivis bzgl. der letzten StuRa-Sitzung zur StudVV.

Bzgl. der Debatte um die Studentische Vollversammlung und die Auslegung der Satzung

Es macht ein wenig fassungslos, zu lesen, wie hier versucht wird, demokratische Strukturen der VS zu delegitimieren. Man ist es ja gewohnt, im StuRa-Bericht der Kupferblau regelmäßig von absurden Vorgängen zu lesen (an Stelle von inhaltlicher Arbeit als grammar Nazi die Sitzung noch mehr in die Länge ziehen, ernsthaft?), aber ein*e Senator*in, der*die den StuRa regelrecht vor der Studentischen Vollversammlung warnt, ist dann doch bemerkenswert.

Inhaltlich: Ja, es gibt eine Antragsfrist von drei Tagen nach §6 (2) der Satzung. Ungefähr so wie im StuRa. Und so wie im StuRa gilt das auch in der StudVV natürlich nicht für Änderungsanträge! Diese Praxis ist nichts neues, wurde auch in dieser StudVV von der Sitzungsleitung zu Beginn vorgeschlagen und von der Versammlung selbst bestätigt. Es wäre darüber hinaus absolut hirnrissig, für ÄAs eine Antragsfrist zu setzen, die mit der Frist für normale Anträge übereinstimmt. Wie sollte man denn dann z.B. auf einen Antrag reagieren können, der 3 Tage vor der Sitzung um 23:59 eintrifft?

Ja, die StudVV berät die Verfasste Studierendenschaft und kann Empfehlungen an ihre Organe geben. Daraus abzuleiten, sie stünde in irgendeiner Weise „weiter unten“ als der Studierendrat, dieser müsse sich eigentlich gar nicht mit ihr beschäftigen oder könne ganz einfach über ihre Beschlüsse hinwegsehen, ist aber ein fataler Fehlschluss. Dass ein paar gewählte Vertreter*innen meinen, ein exklusives Treffen von 21 Stimmberechtigten habe mehr (demokratische) Legitimität als eine Vollversammlung, auf der alle anwesenden Studis abstimmen können, ist absurd, bezeichnend und bedarf eigentlich keiner weiteren Kommentierung.

Das Gefühl bleibt, es geht bei Alledem gar nicht darum, ob eine VV „mit rechten Dingen“ zugeht oder gar um einen ehrenwerten Kampf für die Einhaltung der Satzung, sondern vielmehr um einen Kampf gegen die (schon zu genüge eingeschränkte) Studentische Vollversammlung und damit letztlich gegen Versuche basisdemokratischer Organisation innerhalb der Verfassten Studierendenschaft – und zwar vor allem dann, wenn diese nicht so abstimmt, wie man selbst es gerne hätte (besonders interessant übrigens, wie entschieden sich eine Hochschulgruppe gegen Forderungen nach effektiver Nachhaltigkeit stellen kann, die sich selbst seit neuestem auch im Kampf gegen den Klimawandel sieht). Dieses Vorgehen ist übrigens nicht neu. Im letzten Jahr versuchte beispielsweise die Liberale Hochschulgruppe mit der Behauptung, die Sitzungsleitung sei nicht korrekt bestimmt worden, die gesamte Vollversammlung für ungültig zu erklären.

Letztlich steht im Mittelpunkt also die Frage, was als demokratisch legitimiert/erwünscht gilt und was nicht: Eine offene Versammlung, in der es keine Rolle spielt, ob mensch gewählt ist oder nicht, in der alle mitsprechen und abstimmen können – oder ein Gremium, das sich zweiwöchentlich trifft, um über Rechtschreibung und Tassen zu diskutieren, in dem 21 Leute sitzen, die das Glück hatten, auf einer Wahlliste einen der oberen Plätze zu ergattern, die sich für nichts, was sie dort tun, verantworten müssen und denen anscheinend in Teilen die Amtsbezeichnung gerade etwas zu Kopf steigt?

Auf diese Frage gibt übrigens die so gern erwähnte Satzung der Verfassten Studierendenschaft eine erstaunlich eindeutige Anwort: „Grundlegend für die Arbeit der Organe der Studierendenschaft sind Partizipation und Toleranz.“


Der Meinungsbeitrag wurde zunächst auf Facebook auf einem privaten Account veröffentlicht und hier mit Erlaubnis des Aktivis dokumentiert. Der Meinungsbeitrag wurde auf keinem GHG-Treffen abgestimmt und spiegelt daher nicht zwingend und in allen Punkten die gesamte GHG wieder.

Tübinger Uni bereits zu pleite für mündige Studierende?

Die Grüne Hochschulgruppe betrachtet die Prioritätensetzung des Rektorats mit Sorge. Für die am Mittwoch geplante gemeinsame Demonstration von Universität und Student*innen „für gute Hochschulfinanzierung“ gibt es zwar durchaus eine enge Zusammenarbeit zwischen Kanzler, Student*innen und der Hochschulkommunikation, eine politische Aktivierung der Student*innen wird dagegen eher zurückhaltend unterstützt.

Während die Universität Hohenheim an ihren Gebäuden prominent zur Teilnahme an der Demonstration aufruft, versäumt es das Tübinger Rektorat unter Bernd Engler, den Protest zu bewerben. Auch von der Möglichkeit, die Student*innen von für die Zeit der Demonstration freizustellen, wird nicht genutzt. Student*innen müssen so persönlich mit ihren Dozent*innen absprechen, ob Kurse für die Zeit der Demo ausfallen können oder eine Fehlzeit unangerechnet bleiben kann.

Bereits für die Mitbestimmung aktivierende Veranstaltungen zu Semesterbeginn, etwa von Fachschaften und Hochschulgruppen in der Anfänger*innen- und anschließenden Ernst-und-Karola-Bloch-Woche, hatte das Rektorat eine Sondererlaubnis für Außenplakate verweigert. Da in diesem Kontext auch für die Demo keine Plakatiererlaubnis erteilt wurde bleiben nur die immer weniger werdenen Schwarzen Bretter. Zuletzt war eine Sondererlaubnis für Außenplakate für die Universitätswahlen gegeben worden. Bob, eine der Aktiven der Grünen Hochschulgruppe, fürchtet, dass seine*ihre Kommiliton*innen dies missverstehen könnten. „Wenn das Rektorat unterstützt, dass du deine Stimme abgibst, aber nicht, dass du sie benutzt, wirft das ein schlechtes Bild auf unsere Hochschule.“
Diese geringere Flexibilität und zunehmende Beschränkung auf die Pflichtaufgaben der Hochschule betrachten wir mit großer Sorge. „Es zeigt sich“, so Erik, „dass die viel zu geringe Finanzierung der Hochschulen zuerst jene trifft, die sich innerhalb der Hochschuldemokratie am wenigsten wehren können: Befristete Mitarbeiter*innen, Mittelbau und auch die Student*innen.“ Darunter, so Erik weitet, leidet vor allem die Innovationskraft der Hochschule. Konkurrenzdenken und Wettbewerb verschwendet unnötig Resourcen, die besser in der Wissenschaft selbst aufgehoben wären. „Wenn wir nicht bald umsteuern, weg von unsicheren Drittmitteln und ungerechten, rassistischen Studiengebühren, hin zu einer den Wissenschafts-und Lehrbetrieb absichernden staatlichen Finanzierung, riskieren wir nicht nur die Qualität unserer Hochschulen.“Bob fügt hinzu: „Wissenschaftsfreiheit ist nicht die Freiheit, bei Sponsoren Gelder einwerben zu müssen, sondern eine Zusage unseres Demokratie: Wer die eigene Forschung und Lehre für alle tut, wird auch von allen getragen.“
Natürlich gehört hierzu auch eine ganze Reihe weiterer Forderungen. Solange eine Konkurrenz zwischen Student*innen und Nicht-Akademiker*innen besteht, insbesondere im umkämpften Wohnungsmarkt, werden Konflikte bestehen bleiben.

Unsere Veranstaltungen in der Blochwoche #ekbw19

Auch wir beteiligen uns am Programm der Alternativen Semestereröffnung 2019. Am Dienstag, 22.10., präsentieren wir euch einen Filmdokumentation über die Proteste gegen die DAPL im Kupferbau und für Montag, den 28.10. haben wir das wunderbare Ignite Kollektiv nach Tübingen eingeladen, die einen Workshop zur Einführung in Feminismus, Gender und antisexistische Praxis halten werden. Ausführliche Beschreibungen folgen nach dem Klick.
Natürlich werden wir auch am Donnerstag, 24.10. auf dem Markt der möglichen Alternativen euch Rede und Antwort stehen.

Mehr Infos zum Programm gibts auf www.blochwoche.org

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Offenes GHG-Treffen im Wintersemester 2019/20

Auf unserem offenen Treffen besprechen wir alle Themen der Tübinger Hochschulpolitik, anstehende Veranstaltungen, gemeinsame Ideen und notwendige Veränderungen. Alle Anwesenden haben eine Stimme. Kommt gerne unverbindlich vorbei.

Jeden zweiten Montag, 20:15 Uhr im studentischen Klubhaus (Linker Eingang, links die Treppe hoch, im Zentralen Fachschaftenbüro)

Die nächsten Treffen sind:
20.01.2020, 03.02.2020, 17.02.2020 und 02.03.2020

Was andere fordern, was wir wollen

#meinung

Weil gerade „Wahlkampf“ ist, wird wieder viel gefordert und noch mehr behauptet. Leider wird, anstatt an Projekten zusammen zu arbeiten, viel Zeit für Vorwürfe investiert. Letztes Jahr haben wir versucht, möglichst viele der Falschbehauptungen und krummen Darstellungen richtig zu stellen. Aber dieses Jahr ist uns das schlicht zu viel.

Daher beschränken wir uns auf eine – sehr stark verkürzende – Darstellung, was manche andere Gruppen so fordern im Themenkomplex Umwelt, und was wir so wollen. Wir hoffen, niemand damit Unrecht zu tun. Zu drei der antretenden Listen konnten wir keine Infos finden.

Und, bevor ihr euch fragt: Natürlich haben wir auch nicht alles umgesetzt, was wir wollen. Manche Projekte dauern ihre Zeit, wenn man sie richtig machen möchte. Wer an den entsprechenden Stellen schon einmal – wie wir das regelmäßig tun – an Gesprächen teilnimmt, merkt, dass das alles nicht so einfach ist, wenn man mehr will als fordern. Die Mühlen mahlen langsamer, als wir das uns wünschen.

Übrigens, #funfact, auf dem öffentlichen Verteiler des AK Umwelt (Stand Montag früh) finden sich neben dem StuRa-Büro, GHG- und FSVV-Aktiven, unserem GHG-Aktivis-Verteiler noch genau eine andere Mailadresse einer Aktiven einer anderen Wahlliste.

Aber, auch dafür treten wir ein: Die Freiheit, sich anders zu organisieren. ❤

Mehr Mitbestimmung auf den Teller und beim Wohnen

Unser vollständiges Kurzprogramm findest du hier.

Mit anderen Hochschulgruppen wollen wir, dass in den Mensen seltener tierische Produkte angeboten werden. Es kann nicht sein, dass Veganer*innen und Menschen mit Allergien auf teure Salate, Beilagen oder „MensaVital“-Gerichte ausweichen müssen. Das StuWe muss sich wieder als Selbsthilfeorganisation der Studierenden begreifen, nicht als Gewinncenter. 

So beteiligten wir uns aktiv bei der Aktion gegen die StuWe-„Nachhaltigkeitswoche“, in der 3 mal Fleisch angeboten wurde und verteilten an einem Tag, an dem es Rindfleisch gab zusammen mit Act for Animals und Fridays for future, einen kostenlosen, veganen Eintopf vor der Mensa.

Wir wollen, dass die Mitarbeiter*innen des Studierendenwerks würdig behandelt werden. Das StuWe muss für ausreichend Kolleg*innen sorgen, um die Arbeitsbelastung vertretbar zu halten. Das teilweise ungebührliche Verhalten einzelner Studierender kritisieren wir. Ein Umzug der Verwaltung nach Reutlingen oder gar Gomaringen lehnen wir ab, solange für die Umbauphase eine Unterbringung der Verwaltung in Tübingen möglich ist. Das Bafög-Amt für Tübingen muss nach Tübingen zurückkehren.

Die Zeit der Übergangsmensa in der Shedhalle muss kritisch begleitet werden. Dass das StuWe erst jetzt eine Infoveranstaltung anbietet, ist sehr spät.

Die Selbstorganisation in Wohnheimen des StuWe möchten wir erhalten. Es braucht mehr bezahlbaren, selbstbestimmten Wohnraum. Der Beschluss der Student*ischen Vollversammlung, die Unterstützung von selbstverwalteten Häusern (z.B. im Mietshäusersyndikat) durch den StuRa zu prüfen, muss umgesetzt werden. Wir dürfen Tübingen nicht alleine profitgetriebenen Konzernen wie Vonovia (u.a. Eigentümerin der StuWe-Wohnheime in der Adenauer-Str., die massive Mietsteigerungen erwarten) überlassen.

Warum wir Plakate aufhängen

#meinung

Am 2. und 3. Juli 2019 finden Universitätswahlen statt. Daher hat die Liberale Hochschulgruppe, so eine Aussage eines ihrer Vertreter, beim Rektorat beantragt, dass zur Bewerbung der antretenden Wahllisten Plakate auf dem Unigelände angebracht werden dürfen.

Einige Aktivis von uns, welche an derartiger Gestaltung Freude haben, übernahmen diese Aufgabe. Als Trägerinnen für die Plakate haben wir ausgemusterte Plakatpappen und -platten von der letzten Europawahl ein zweites Leben gegeben. Neben anderen Parteien hat die Partei Bündnis 90/Die Grünen (bzw. AL / Grüne) uns vor der Entsorgung ihrer Plakate informiert, so dass die meisten unserer Plakate auf diesen Pappen kleben. (An dieser Stelle nochmal Danke <3).

Manchmal erweckt der Wahlkampf den Eindruck, als könnte man darüber abstimmen, ob die Bibliothek länger geöffnet sein soll, Wohnraumprobleme angegangen werden sollen oder der Kapitalismus abgeschafft wird. Das alles sind keine Sachen, die ihr wählen könnt. Ganz im Gegenteil, selbst wenn ihr eure Stimme uns gebt, können wir nicht versprechen, dass alles umgesetzt wird, was wir wollen. Unsere Wasserspender bspw. ziehen sich seit Jahren und die Solaranlage auf dem Dach der Morgenstellen-Mensa war auch kein Projekt von einigen Tagen.

Wir wollen daher unsere Vorschläge – und besonders die Plakate – nicht als ein Aufruf, uns eine Stimme zu geben sehen (wir freuen uns trotzdem darüber) –, sondern diese Themen und viele andere an der Universität zu diskutieren, eine Position als Studierende zu finden und diese – demokratisch – zu vertreten.

Wir sind am Ende die Menschen, die (wenn ihr das wollt) in den Gremien sitzen. Aber die Entscheidungen fallen außerhalb dieser Gremien. Die Arbeit passiert außerhalb dieser Gremien. In der Gesellschaft, an der Uni, in den Ministerien und Behörden, zuhause bei den Menschen auf die die Gremienmitglieder vertrauen, bei Demos und Kundgebungen, und leider auch ohne uns Studierende im Rektorat. Wenn wir, durch stichhaltige, informierte Argumente und eine offene, kraftvolle Debatte, die Entscheidungsträger*innen davon überzeugen, im Sinne der Studierenden zu bestimmen, ist viel erreicht. Dafür brauchen wir – die Studierenden – alle Informationen und Zugänge, die wir haben können. Wichtiger als dieses Innerhalb der Gremien ist aber weiterhin und jeden Tag die sich organisierende und ungeknebelte Studierendenschaft.

Deshalb hängen unsere Plakate nicht nur da, wo ihr sie seht, sondern auch da, wo beispielsweise die Verwaltungsmitarbeiter*innen der Universität jeden Tag ihren Arbeitsweg gehen.

Hinweis: Die nicht durch uns verwendeten Plakatpappen und -träger haben wir anderen Wahllisten zur Verwendung angeboten, so dass möglichst alle Listen die Möglichkeit haben, zu Plakatieren, wenn sie das möchten.

Für eine gemeinsame Studierendenvertretung

Unser vollständiges Kurzprogramm findest du hier.

Studierende sollen sich selbstbestimmt organisieren können – egal ob in Hochschulgruppen, Fachschaften oder Arbeitskreisen. Die Studierendenschaft hat die Aufgabe diese Vielfalt zu stärken, nicht sie zu beschneiden.  Unsere Vorstellungen unterscheiden sich grundlegend von denen anderer Wahllisten, welche zu StuRa- und Senatswahlen antreten. Deine Wahlentscheidung ist daher auch eine zwischen unterschiedlichen Vorstellungen von Vertretung. Wir wollen mit der gem. StudV. erreichen, dass eine für alle und alle für eine eintreten. Alle Studierenden, auch jene, die nicht gewählt wurden, müssen daher auf allen Ebenen gemeinsam an allen Entscheidungsprozessen mitwirken können. Wer betroffen ist, soll vor Entscheidungen beteiligt werden. Unsere konkrete Utopie ist, dass alle, die sich zusammen einbringen wollen, dies können. 

Diese konkrete Utopie leben wir bereits mit offenen Arbeitskreisen, wie dem AK Campusgarten, in welchen sich auch solche Studis beteiligen, die bisher kein Interesse an Hochschulpolitik zeigten. Ein anderes Beispiel ist die Blochwoche, bei der sich unterschiedlichste Gruppen zusammenfinden, um gemeinsam eine alternative Semestereröffnung zu veranstalten. Auch das Ract!festival wäre ohne die Zusammenarbeit von StuRa, Fachschaften und Uni-Externen nicht zu stemmen. Nicht zuletzt gehört auch die Mitbestimmung der Fachschaften an allen (insbesondere sie betreffenden) Gremienentscheidungen zu dieser konkreten Utopie. 

Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und allgemein Ideologien der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit können in einer gem. StudV keinen Platz haben. Spaltungsversuchen reaktionärer Gruppen müssen wir daher entschiedener entgegen treten. Wer Kommiliton*innen als „extremistisch“ zu brandmarken versucht hat die Plattform des demokratischen Diskurses verlassen.  

Gratis veganes Essen gegen die Fleischwoche

Dieser Beitrag wurde zuerst auf Facebook veröffentlicht. 

Letzte Woche standen wir zusammen mit unseren Freund*innen von Fridays for Future Tübingen und Act for Animals vor der Mensa und verteilten verganes Essen gegen die „Nachhaltigkeits“-Woche des Studierendenwerks. Die Aktion möchten wir auch hier dokumentieren.

Das StuWe hatte einige Rezepte des „GenussN!-Kochbüchle“ ( gibts hier gedruckt und als PDF: https://www.heldenshop-bw.de/shop/genuss-kochbuechle ) nachgekocht. Diese „Nachhaltigkeitswoche“ war damit Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes. Leider wählte das StuWe aus dem „Kochbüchle“ das einzige Gericht mit Hähnchenfleisch aus und ergänzte die anderen Gerichte mit Würsten, Sahne und Jogurt-Salatsoße. Als weiteres Gericht gab es Rindfleischspieße und Mais, der im Juni nicht Saison hat. So hoher Fleischkonsum ist aber weder nachhaltig noch gesund (vgl. auch: https://www.facebook.com/VeganeHochschulgruppeTuebingen/posts/2693258774037002 ) .

Um zu zeigen, dass es auch anders ginge, verteilten wir zusammen mit wunderbaren Menschen einen frischen Eintopf mit veganen Leckereien vom Markt.

Bisher hat sich das StuWe (unserer Kenntnis nach) noch nicht zu ihrer Nicht-„Nachhaltigkeit“ geäußert. Auch wenn das StuWe sich in manchen Punkten weit bewegt hat – mehr vegetarische Angebote in der Mensa Prinz Karl, Veganes in den Cafeten, zeitweise ein Veggie-Day -, so zeigt die fleischreiche Nachhaltigkeitswoche deutlich, was für eine Mensa das StuWe will. Das Interesse an Fleisch-Gerichten wird auch so weiterhin statistisch hochgehalten: In dem einfach nichts anderes angeboten wird. Schade.

Wir sagen: Eine andere Mensa ist machbar, Herr Nachbar!