Solidarität mit der Studierenden in Brasilien

Der Meeresspiegel steigt, das Klima ändert sich, Trump will die Mauer, Orbán beerdigt die Gender Studies und in Brasilien bekämpft der neue Präsident Bolsonaro politisch aktive Studierende und „Feinde“. Bei uns werden Positionen von AfD und sogenannter „Identitärer Bewegung“ mehr und mehr als Teil des Diskurses akzeptiert und prominent auf Titelseiten gedruckt. Während der Faschismus also wieder „fesch“ zu werden droht, bekämpfen sich demokratische Kräfte lieber gegenseitig.

Am Dienstag wird die Fachschaft Romanistik Universität Tübingen mit der offenen Veranstaltung Demokratie und Widerstand in Brasilien internationale Solidarität demonstrieren. Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Portugiesisch, 15 Uhr bis 22 Uhr im Brechtbautheater statt.

Auch wir möchten uns solidarisch erklären mit den betroffenen Menschen – insbesondere die ökologische Bewegung, Linke, Indigene, LGBT+, Frauen und Intellektuelle -, welche den neofaschistischen Umbau der brasilianischen Demokratie nun am eigenen Leib spüren müssen.

Schauen wir nicht weg. Werfen wir das Licht darauf, lassen wir die Menschen nicht alleine. Denn Demokratie stirbt in Dunkelheit. Ein Angriff auf unsere Kommiliton*innen in Brasilien ist auch ein Angriff auf uns. Gemeint sind wir alle.

ÜberMorgen nachdenken

Wir freuen uns sehr, dass das Motto des diesjährigen Ract!festival „ÜberMorgen nachdenken“ lauten wird. Sowohl der Bezug auf (mit)gestaltenden Eingriff in die Welt, als auch die Kritik, mit vielem zu spät zu sein und nicht zu handeln (#12Jahre) sind überdeutlich und regen zu Diskussion an.

Auch wir wollen uns wieder beteiligen und werden daher in den kommenden Sitzungen sicher auch über mögliche Workshops o.Ä. reden. Falls ihr Vorschläge habt, freuen wir uns, davon in den Kommentaren zu hören. ❤

[Geteiltes Posting]

Hurra, die Welt geht unter. (Jahresrückblick 2018)

Der Weltklimarat (IPCC) hatte im Oktober diesen Jahres seinen Sonderbericht veröffentlicht; demnach sei es noch möglich, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. 1,5 Grad heißt immer noch, dass 2/3 der Korallenriffe verschwinden, die Arktis komplett eisfreie Sommer erleben und der Meeresspiegel ansteigen wird. Aber im Vergleich zu 2 Grad Erwärmung bedeutet 1,5 Grad, „dass zehn Millionen Menschen weniger den damit verbundenen Risiken ausgesetzt wären“. Hierfür seien „beispiellose Veränderungen“ nötig bei der Stromerzeugung, der Fortbewegung, der Landwirtschaft, Industrieprozessen und der städtischen Infrastruktur. 12 Jahren haben wir, um die Emissionen 45% unterhalb des Wertes von 2010 zu drücken – im Schnitt dieser 12 Jahre. Bis 2050 sollten wir bei 0-Emissionen angekommen sein. [1] 
Ganz persönlich kann man viel tun, zum Beispiel aufhören Fleisch und ‚tierische Produkte‘ zu konsumieren – oder das zumindest weniger tun. Weniger Heizen, besser Dämmen, Produkte reparieren und weiter nutzen, tauschen und gebraucht kaufen, lokal handeln, kein Auto fahren, ihr kennt das. Klingt alles gut und ist auch wichtig, aber die Vorstellung, der Markt, welcher uns in diese Misere gebracht hat, könnte das alles auch wieder richten, halten ich für gefährlichen Unsinn. Wir können die Welt nicht gesund-konsumieren. Laut dem Carbon Majors Report des CDP’s von 2017, kommen 71% der industriellen Treibhausgase von nur rund 100 Firmen. Warum deren Profit über unserem Recht einen lebensfähigen Planeten zu hinterlassen, zurückstehen soll, verstehe ich nicht. Wir müssen also auch und gerade jetzt politisch sein, wie es unter anderem der Spiegel fordert.[2]
Obwohl es kein Recht darauf gibt, die Welt zu zerstören,  bewegen wir uns gerade vielfach in die falsche Richtung, stoßen mehr Gase aus, essen mehr Fleisch, bleiben selbst in unseren Forderungen hinter dem notwendigsten zurück.[3] Der Polizeieinsatz zur Räumung des Hambi (#hambibleibt) oder der drohende Wegfall des Kompetenzzentrums Nachhaltige Entwicklung an unserer Uni zeigen, dass wir – gesellschaftlich? legislativ? – wohl kritische und grüne Stimmen lieber mundtot machen wollen. Auch das Verhalten der Partei Die Grünen, sobald sie in Regierungsverantwortung kommen, lässt sich  – teilweise berechtigt, teilweise unberechtigt – kritisieren. Klar ist: Wenn wir auf diesem Planeten leben wollen, müssen wir massive und einschneidende Veränderungen auf uns nehmen. Und wir müssen damit jetzt beginnen.

Als ob diese nahende Apokalypse nicht schon schlimm genug wäre, die wenige bis dahin verbleibende Zeit wird auch noch ziemlich nervig. Sieben kleine „Klimawandel“, welche wir neben dem Großen kritisieren müssen, und was uns trotzdem Hoffnung macht: 

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Gegen jeden Antisemitismus!

Heute gedenken wir an Shlomo Levin und Frida Poeschke, welche heute vor 38 Jahren, am 19.12.1980, von den Rechtsterroristen Uwe Behrendt in Erlangen ermordet wurden. 

Behrendt war Teil der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ und zuvor Mitglied der Tübinger „Straßburger Burschenschaft Arminia“ und des „Hochschulrings Tübinger Studenten“. Verurteilt wurde Behrendt nie, er floh in den Libanon und beging dort Selbstmord. 

Wer über politischen Extremismus an der Uni Tübingen spricht, muss auch darüber sprechen: Terrorist*innen haben hier studiert, waren in Hochschulgruppen und Verbindungen aktiv. 

Kein Vergeben. Kein Vergessen. 

In Gedenken. ✡

Endlich BW-Tarif.

Seit gestern gibt es ein Ticket pro Strecke. Finden wir gut.

Längst nicht alles, was die Partei macht, mit der wir einige Inhalte und den Namen teilen, finden wir gut (LHG-Novelle? Studiengebühren? Bori…), aber hier ist ausnahmsweise ein Lob angebracht. Was die Studierenden mit viel Mühe auch über Jahre nicht zu einem bezahlbaren Landesweiten Semesterticket schmieden konnten, hat die Landesregierung den über 20 Verkehrsverbünden im Land abgerungen: Einen einheitlichen und bezahlbaren Tarif.

So kostet das Ticket Tübingen nach Stuttgart zukünftig nur noch rund 10, statt 15 Euro. Klar, mit Gruppenticket (#Solidarität) geht das immer noch günstiger, aber: Mit dem BW-Tarif ist die erste Note des Abgesangs auf zu teure Verkehrsverbünde und unbezahlbaren ÖPNV gesungen.

Danke an Verkehrsminister Winfried Hermann (übrigens auch jemand aus der Gegend) und alle anderen, die sich dafür eingesetzt haben. Als nächstes stellen wir alle Bahnen auf Ökostrom um, oder? 💚

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Kohleausstieg jetzt!

Gestern erreichten uns Grüße von unseren Aktiven von der Klima-Demo in Berlin, die wir gerne mit euch teilen. Auch sonst waren wieder viele Tübinger*innen dort und in Köln, um ein starkes Zeichen für ein konkretes Ziel – Kohleausstieg vor 2030, Halbierung der Kohleverbrennung in Deutschland bis 2020 – zu setzen. Wann werden unsere Sorgen ernst genommen?

Am Samstag forderten zeitgleich in Berlin rund 16.000 Menschen und in Köln etwa 20.000 Menschen den Kohleausstieg. Wenn wir auf diesem Planeten leben bleiben wollen – wir finden den ja ganz gut – ist das dringend notwendig. #hambibleibt #kohleaus #endcoal #dieweltrettetsichnichtselbst

Kupferbau besetzt.

Im Nachgang der Demo „Wissenschaft für die Menschen – nicht für die Industrie, Überwachung und Krieg“ der No-Cyber-Valley-Initiative – zu deren Teilnahme auch wir aufgerufen hatten – haben einige Studierende am Donnerstag um zirka 20 Uhr sich dazu entschieden, einen Hörsaal des Kupferbau zu besetzen. Das Plenum der Besetzer*innen hat Forderungen formuliert und verbreitet diese über eine von der Hochschulgruppe Ernst-Bloch-Uni Tübingen bereitgestellte Webseite.

Zur konkreten Besetzung konnten wir uns bisher keine Meinung als GHG bilden, auch da sich die Lage stündlich entwickelt. Wir können aber festhalten, dass eine friedliche, gewaltfreie und respektvolle Besetzung ein gutes Mittel sein kann, um auf wichtige Themen aufmerksam zu machen. So haben bereits zahlreiche studentische Zusammenschlüsse – selbst auf Europäischer Ebene – ihre Solidarität erklärt. Die Universität duldet bis auf weiteres die Besetzung und zeigt damit, dass sie auch für Kritik Raum lässt. Ob sie sich auch zu Gesprächen über die Themen der Besetzung einlässt, bleibt zu hoffen.

Die letzte große Kupferbaubesetzung fand Ende der 2000er statt, und verlief über Wochen hinweg ohne Sachbeschädigungen. Die Besetzer*innen konnten damit das Ende von Anwesenheitspflichten – wenn auch nur für einige Jahre – durchsetzen.

https://www.blochuni.org/Kupferbau/

Demoaufruf „Wissenschaft für die Menschen – nicht für die Industrie, Überwachung und Krieg“

Die GHG schließt sich dem Demoaufruf „Wissenschaft für die Menschen – nicht für die Industrie, Überwachung und Krieg“ der No-Cyber-Valley-Initiative an. Mehr Infos unter www.nocybervalley.de

Wir lehnen das Projekt Cyber Valley ab, weil es für eine Forschungspolitik im Dienste der Industrie und der Rüstung steht, die Wissenschaft dabei instrumentalisiert und letztlich zu vernichten droht. Zugleich sind wir nicht bereit, die Folgen des Cyber Valleys für die Stadt, die tatsächlichen Ökosysteme, die individuellen und gesellschaftlichen Freiheit zu tragen. Stattdessen fordern wir …

– eine solide Grundfinanzierung und Demokratisierung der Universitäten, statt immer größerer Abhängigkeit von Drittmitteln, Stiftungsprofessuren und Industrie;

– eine „Offenlegung aller Pläne und Strukturen des Cyber Valley“ sowie der Verträge und Zahlungen zwischen Unternehmen wie Amazon und Wissenschaftler*innen der Universität und des MPI;

– die in Tübingen an Universität und MPI betriebene, mit öffentlichen Mitteln bezahlte Wissenschaft muss der Allgemeinheit dienen, nicht privaten Profitinteressen;

– ein klares „Nein!“ des Gemeinderats Ende Dezember zum Verkauf von Flächen an die profit-orientierten Akteure des Cyber Valley;

– Förderung von Initiativen für ein nachhaltiges, gutes Leben für alle – wenn Forschung an Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen, dann nur zu diesen Zwecken;

– Keine Ansiedelung des Amazon-Konzerns in Tübingen, da der Konzern für schlechte Arbeitsbedingungen und umfangreiche Ausspähung der Konsument*innen bekannt ist;

– eine Zivilklausel für die Obere Viehweide, damit dort keine Zusammenarbeit mit Militär und Rüstung stattfindet;

– sozialen Wohnungsbau und eine Stadt für alle und statt Standort im „Kampf um die besten Köpfe“!

Kommt zur Demo am Donnerstag, den 29.11. ab 17 Uhr auf dem Europaplatz (Bahnhof): „Wissenschaft für die Menschen – nicht für die Industrie, Überwachung und Krieg“

Gegen die Abschaffung der Gender Studies

Danke an die Fachschaft Erziehungswissenschaft Tübingen, welche sich stark und laut machen gegen die Abschaffung der Gender Studies in Ungarn (siehe geteilter Post). Solidarität zwischen den Studierenden ist wichtig und richtig.

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#meinung
Die „rechtskonservative“ (Die Zeit) Regierung Ungarns um Ministerpräsident Viktor Orbán begründet die Streichung der Geschlechterstudien aus den zugelassenen Studiengängen unter anderem mit „eine[r] angeblich mangelnden Nachfrage nach Absolvent[*inn]en“. Ein Fokus auf Profit und (kapitalistische) Nutzbarkeit wird also auch durch rechtsnationale Akteur*innen für die Beseitigung der Freiheit von Wissenschaft und Forschung verwendet.

Dieses Denken findet sich auch im sogenannten „Westen“ wieder. Verschiedenen Forschungsrichtungen werden Erkenntnisgewinne und Wissenschaftlichkeit – teils sogar durch Kolleg*innen aus anderen Fächern – abgesprochen. Akteur*innen der AfD bis tief hinein ins ‚demokratische Spektrum‘ – etwa bei CSU und RCDS – sprechen von „Genderwahn“ und „Gender-GAGA“ und polemisieren damit gegen Geschlechterstudien. US-Präsident Trump verhindert durch Budgetkürzungen u.a. bei der NASA genauere Klimamodelle. In Brasilien wird Wissenschaftlern und Lehrern vorgeworfen, sie indoktrinierten ihre Schüler mit linkem Gedankengut. Polizisten drangen noch vor der Wahl Bolsonaros in brasilianische Universitäten ein, beschlagnahmten Banner und Materialien zu der Geschichte des Faschismus und untersagten Diskussionsveranstaltungen. Das sind nur einige Beispiele, wo aktuell gegen Wissenschaftsfreiheit vorgegangen wird.

Einer Solidarität zwischen den Wissenschaften und Wissenschaftler*innen, welche gemeinsam in vielen unterschiedlichen Bereichen und mit unterschiedlichen Herangehensweisen am Erkennen und Verändern der Wirklichkeit arbeiten, weicht zunehmend dem Konkurrenzkampf um Drittmittel, „Anerkennung“ und sogenannte „Exzellenz“.
Bei den globalen Demonstrationen des „March for Science“ war diese Solidarität noch einmal hörbar, aber die Stimmen der Gestrigen, die Wissenschaftsfreiheit und zu oft die Demokratie direkt mit abschaffen wollen, sind laut.

Die Welt können wir nur gemeinsam retten – für jede*n Einzelne*n, mit allen zusammen.

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Geteiltes Facebookposting